Stuttgart
eine Stadt voller Geschichte, Innovation und kultureller Vielfalt. Doch auch hier stehen wir vor der Frage, wie wir als Gesellschaft inklusiver und akzeptierender werden können. Im Zentrum dieser Überlegung steht das Thema LGBTQ+: Die Rechte und die Herausforderungen der Community, die in einer Welt, die oft von Diskriminierung und Vorurteilen geprägt ist, ihren Platz finden muss. Wie können wir gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der Vielfalt nicht nur akzeptiert, sondern gefeiert wird?
Die Geschichte der LGBTQ+-Bewegung in Stuttgart
Die Geschichte der LGBTQ+-Bewegung in Stuttgart ist tief mit politischen und gesellschaftlichen Veränderungen sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene verbunden. Ihre Ursprünge lassen sich bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, als die Strafverfolgung von Homosexualität unter § 175 des deutschen Strafgesetzbuches eingeführt wurde, was zu Verfolgung und Diskriminierung führte. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der § 175 in der Bundesrepublik Deutschland bestehen, was eine fortgesetzte Kriminalisierung homosexueller Beziehungen zwischen Männern zur Folge hatte. Erst im Jahr 1969, im gleichen Jahr wie die berühmten Stonewall-Unruhen in New York, erlebte die LGBTQ+-Bewegung in Deutschland, auch in Stuttgart, einen Wendepunkt. Der Paragraph 175 wurde teilweise aufgehoben, sodass homosexuelle Handlungen zwischen Erwachsenen nun unter bestimmten Bedingungen nicht mehr strafbar waren. Diese rechtliche Veränderung markierte den Beginn einer breiteren Anerkennung und eines politischen Bewusstseins über die Rechte von LGBTQ+-Personen.⁷ ⁸

Der erste große Protest in Stuttgart fand 1979 statt, als etwa 400 Menschen auf dem Schlossplatz für die „Homobefreiung“ demonstrierten. Die Veranstaltung war als „Straßentheater“ angemeldet, um mögliche polizeiliche Repressionen zu umgehen, und legte den Grundstein für eine fortwährende Sichtbarkeit der LGBTQ+ Gemeinschaft in der Stadt. Dieser Protest war Teil einer breiteren Bewegung, die in den folgenden Jahrzehnten immer größere Bedeutung erlangte und zunehmend auch die öffentliche Aufmerksamkeit in der Stadt auf sich zog. In den 1980er Jahren, während der AIDS-Krise, nahm die Bewegung eine noch politischere Ausrichtung an, und in Stuttgart wurden, wie in vielen anderen Städten, Solidaritätsaktionen und Aufklärungskampagnen durchgeführt. Der Fokus verlagerte sich jedoch nicht nur auf Gesundheitsfragen, sondern auch auf die Anerkennung von LGBTQ+ Rechten auf politischer Ebene.² ⁴

Der Christopher Street Day (CSD) wurde in Stuttgart ab den 1990er Jahren zu einem festen Bestandteil des Stadtlebens. Jährlich fanden und finden dort große Demonstrationen und Paraden statt, die sowohl der Feier der LGBTQ+-Identitäten als auch dem politischen Protest gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung dienen. In dieser Zeit etablierte sich Stuttgart als eines der führenden Zentren der schwul-lesbischen Bewegung in Süddeutschland.⁶
Heute ist der CSD Stuttgart ein Symbol für den fortschreitenden Kampf um Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung. Die Stadt hat sich weiter geöffnet, und die LGBTQ+-Gemeinschaft ist zunehmend sichtbar und akzeptiert.
Sichere Räume als Basis für eine offene Gesellschaft
Sichere Räume wie das ehemalige Café „Jenseits“ oder das geplante Regenbogenhaus sind weit mehr als Treffpunkte – sie sind Orte der Begegnung, des Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung. Sie bieten der LGBTQ+ Community Schutz vor Diskriminierung und schaffen Gelegenheiten, Vorurteile abzubauen. Gleichzeitig sind sie ein lebendiges Symbol dafür, wie Vielfalt eine Stadt bereichern kann. Sie schaffen einen Ort, an dem sich alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität willkommen fühlen. Dabei können sie sich auch vernetzen, gegenseitig unterstützen und gemeinsam für ihre Rechte eintreten.
Regenbogenhaus:
Das Regenbogenhaus in Stuttgart ist ein geplantes Zentrum für die LGBTQ+ Community, das ein vielfältiges Angebot an Räumen und Aktivitäten schaffen soll. Es soll als Begegnungsort dienen, der inklusive und barrierefreie Angebote wie ein Café, Veranstaltungsräume und Beratungsmöglichkeiten bietet. Verschiedene Organisationen und Ehrenamtliche unterstützen das Projekt, das den Fokus auf Sichtbarkeit und Integration legt.¹ ³ ⁵
Illustrationen und Animation von Carolin Bausch
Quellen
¹Gay Location (o. J.) Gay Locations in Stuttgart. Verfügbar unter: https://www.gay-location.de/stuttgart (Zugriff am: 14.01.2025).
²Historischer Augenblick (2024) Reihe: Queere Erinnerungskultur in Stuttgart und Umgebung (2/4) – Proteste von Stonewall bis Stuttgart. Verfügbar unter: https://www.historischer-augenblick.de/2024/06/05/reihe-queere-erinnerungskultur-in-stuttgart-und-umgebung-2-4-proteste-von-stonewall-bis-stuttgart/ (Zugriff am: 14.01.2025).
³Landeshauptstadt Stuttgart (o. J.) LSBTTIQ Chancengleichheit in Stuttgart. Verfügbar unter: https://www.stuttgart.de/buergerinnen-und-buerger/chancengleichheit/lsbttiq/ (Zugriff am: 14.01.2025).
⁴LSBTTIQ Baden-Württemberg (o. J.) Historischer Kontext: Netzwerke und Subkultur. Verfügbar unter: https://www.lsbttiq-bw.de/historischer-kontext/netzwerke-und-subkultur/ (Zugriff am: 14.01.2025).
⁵Regenbogenhaus Stuttgart (o. J.) Das Regenbogenhaus Stuttgart. Verfügbar unter: https://regenbogenhaus-stuttgart.de/ (Zugriff am: 14.01.2025).
⁶Stuttgart Pride (o. J.) Christopher Street Day Stuttgart. Verfügbar unter: https://www.stuttgart-pride.de/ (Zugriff am: 14.01.2025).
⁷ Süddeutsche Zeitung (2019) Stuttgart: Aus Protest wird Party – Geschichte des CSD in Stuttgart. Verfügbar unter: https://www.sueddeutsche.de/wissen/stuttgart-aus-protest-wird-party-geschichte-des-csd-in-stuttgart-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-190707-99-956649 (Zugriff am: 14.01.2025).
⁸Wikipedia (o. J.) Geschichte der Lesben- und Schwulenbewegung. Verfügbar unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Lesben-_und_Schwulenbewegung (Zugriff am: 14.01.2025).