Seit bald drei Jahren wohne ich jetzt in Stuttgart und das in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs. Ich habe sogar von meinem Fenster aus, einen direkten Blick auf die Baustelle. Man kann die Kräne an der Baustelle von fast überall aus der Stadt sehen und kaum jemand kann sich Stuttgart noch ohne die größte Baustelle Deutschlands vorstellen.(1) Sie ist zu einem festen Teil des Stadtbildes geworden, ein ewiges Projekt, das für immer zu existieren scheint. Aber auch schon bevor ich nach Stuttgart gezogen bin, war Stuttgart 21 kein unbekannter Begriff. Seit meiner Jugend gab es regelmäßige Proteste und Diskussionen um das Bauprojekt. Immer wieder hörte man, dass es neue Probleme gibt, Kosten unterschätzt wurden und Zeitpläne nicht eingehalten werden können. Diese negativen Neuigkeiten haben sich bis heute weiter durchgezogen und sind Grund dafür, warum Stuttgart 21 einen sehr schlechten Ruf bekommen hat. Ich konnte lange nicht verstehen, was das Bauprojekt überhaupt den Menschen bringen soll, es schien mir mehr als unnötig. Aber Stuttgart 21 hat einen wichtigen Grund: Den Wandel der Stadt.
Stuttgart 21 ist eines der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Infrastruktur-Projekte Deutschlands. Es handelt sich um die Umwandlung des Stuttgarter Hauptbahnhofs von einem Kopfbahnhof in einen modernen unterirdischen Durchgangsbahnhof. Zusätzlich wird das Projekt mit der Neugestaltung urbaner Flächen verbunden, was eine städtebauliche Transformation im Herzen der Stadt ermöglicht. Obwohl im neuen Bahnhof weniger Gleise geplant sind soll sich der Bahnfluss verbessern und mit mehreren Eingängen Zugang zu allen Teilen der Stadt bieten. (2)
Die Idee, dieses Thema gestalterisch zu beleuchten, stammt aus Gesprächen, die ich mit Architektur Studenten hatte, sowie aus dem StadtPalais Stuttgart, einem kulturellen Zentrum, das die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Stadt reflektiert. Das ausschlaggebende Ausstellungsstück war für mich ein Hocker der mit Proteststicker beklebt ist. Die damaligen Proteste waren der Höhepunkt der Stuttgart-21-Disskusion. Es war überall in den Nachrichten verbreitet und die Sticker sind für mich eine Erinnerung an diese Zeit. Über die Jahre der Bauarbeiten können sich die Menschen das fertige Projekt wahrscheinlich nicht mehr vorstellen und dadurch haben sich viele negative Ansichten festgesetzt. Aber die Fehler von Stuttgart 21 dürfen nicht vergessen werden. Die katastrophale Planung, die übersehenen Probleme und die Brutalität gegenüber der Proteste, sind Teil der Geschichte und niemand kann das Verleugnen.(3)
Für mich ist Wandel Bewegung, Fortschritt und Leben. Veränderungen verbessern und treiben die Gesellschaft voran. Ohne Wandel herrscht völliger Stillstand und damit Verfall. Wandel ist aber nicht immer spontan erreicht. Manchmal braucht es Zeit, um Ideen auf die bestmögliche Art umzusetzen und das bedeutet, dass Dinge für eine Zeit schlechter wirken können als zuvor.(4) Meiner Meinung nach ist das Wichtigste, das am Wandel gearbeitet und den Bewohnern Stuttgarts so eine bessere Zukunft ermöglicht wird.
Quellen:
1 Rottach, Martin. „Immer noch Deutschlands größte Baustelle“ 22.02.2024. Tagesschau. < https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/stuttgart-21-106.html > Zuletzt besucht am 21.01.2025
2 Gürthe Anna. „Darum geht es bei Stuttgart 21“ 11.06.2024. ZDF Heute. < https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/stuttgart-21-faq-bahnhof-projekt-mehrkosten-100.html > Zuletzt besucht am 18.01.2025
3 RND. „Einfach weggeprügelt: Vor zehn Jahren eskalierte der Stuttgart-21-Protest“ 30.09.2020. Redaktions Netzwerk Deutschland. < https://www.rnd.de/politik/einfach-weggeprugelt-vor-zehn-jahren-eskalierte-der-stuttgart-21-protest-SF4G5QNS7LD4PRJ4ZQT6VUN3AM.html > Zuletzt besucht am 21.01.2025
4 Schimank, Uwe. „Auszug: Sozialer Wandel. Wohin geht die Entwicklung?“ 29.11.2012. Bundeszentrale für politische Bildung BPB. < https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/150693/auszug-sozialer-wandel-wohin-geht-die-entwicklung/ > Zuletzt besucht am 21.01.2025